William Harvey: De motu cordis et sanguinis, 1628
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Anmerkung des Übersetzers:
corde duplici (aus dem Latein: Ablativ von cor duplex, geteiltes/gespaltetes Herz). 1628 veröffentlichte William Harvey sein Buch „De motu cordis et sanguinis“, wo er die Existenz des großen und kleinen Blutkreislaufs bewies. Anatomisch betrachtet, konnte das Herz nicht mehr als Inbegriff des Zentrums und der Einheit der menschlichen Seele gelten, sondern als ein in zwei intim nebeneinander und trotzdem nicht miteinander kommunizierende Räume geteiltes Organ.
(um den Klang ans andere Ufer des Spaltraums überzusetzen)
(um den Klang in anderem Ufer des Sprachraums zu übersetzen)
corde duplici (aus dem Italienisch: Doppelsaite). Die Zwiespältigkeit einer Gitarrensaite als ein in zwei (oder mehr) intim nebeneinander und trotzdem nicht miteinander kommunizierende Räume geteilter Klangkörper. Da „Struktur“ im XVII. Jahrhundert kein musikalischer, sondern nur ein architektonischer und physiologischer Begriff war, könnte man das Stück als eine räumliche and anatomische Untersuchung der Struktur einer Gitarrensaite und ihrer Projektion auf andere Instrumente ansehen.
(und der Spalt der Zeit)
L’Einschnitt. So der Titel eines langsamen Satzes einer Klaviersonate von Carl Philipp Emanuel Bach (1758 komponiert), wo eine ständige Anwendung einer Kombination von zwei rhetorischen Figuren uns ermöglicht, die Grenzen zwischen beiden Sprachräumen, die Zwischenzeit des Auslassungszeichen zu spüren und wahrzunehmen. (Aposiopesis: „wann eine einzelne Stimm stillschweiget“ – Spiess, Tractatus; Anadiplosis: „ wenn das letzte Wort eines Commatis, wiederum das erste im folgenden Commate abgiebt“ – Walther, Musicalisches Lexicon).
(ed è morte uno spazio del cuore. – S. Quasimodo)
Das Stück ist auf Anregung von Mats Scheidegger geschrieben und ihm und dem Ensemble Cattrall gewidmet.
José Luis Torá
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