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.…”Così s’osserva in me lo contrapasso.” Dante, Divina Commedia; Inferno, XXVIII, 142
ñWilliam Blake’s illustration to Dante’s Inferno XXVIII, 142 (1826-27)
für Akkordeon solo (2006-07)
Noch nie habe er, so Teodoro Anzellotti, „ein Stück bekommen, das so tief in das Akkordeon hineingeht.“ Trotz extremer Komplexität im Hinblick auf Notation und Spieltechnik sei José Luis Torás contrapasso einer gesperrten K.457 (Balletto d’Incerto) ganz nah am Instrument komponiert. Die akribische Auseinandersetzung mit den akustischen und mechanischen Voraussetzungen eines Klangerzeugers ist fester Bestandteil der schöpferischen Arbeit Torás, […].
contrapasso einer gesperrten K.457 (Balletto d’Incerto) stammt von 2006/2007. Vielschichtig sind die Bezüge zur Tradition. Den Begriff „Contrapasso“ entnahm Torá einem Vers aus Dante Alighieris „Divina Commedia“ („Göttliche Komödie“), in dem das alttestamentarische Prinzip, „Gleiches mit Gleichem zu vergelten“, angesprochen wird. Dieses Prinzip übertrug er spitzfindig auf das Werk, und zwar gilt es „für die Beziehungen zwischen den verschiedenen Manualen der rechten bzw. linken Hand, für die durch den Balg gesteuerten Beziehungen zwischen beiden Händen, und für die des gesamten Stücks mit der Sonate in A-Dur K.457 von Domenico Scarlatti (1685 – 1757).“
Diese ist gleichermaßen Bezugspunkt im Hintergrund und Gegenpol, an dem sich Klang und Struktur des Stückes entzünden. Torá verarbeitete Scarlattis Cembalosonate, ohne sie offen zu zitieren. Sie erscheint „gesperrt“, wie der Komponist es ausdrückt, der für diese Vorgehensweise eine auf die Kunstform des epischen Theaters bezogene Aussage von Walter Benjamin heranzieht: „Seine Gebärden muss der Schauspieler sperren können wie ein Setzer die Worte.“
Egbert Hiller
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