comment subdiviser les regards (6 coblas unissonans)

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J. Bentham, Plan of the Panopticon (The works of Jeremy Bentham, vol.IV. 1843)

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für Flöte, Schlagzeug und Klavier (2006)

comment subdiviser les regards („wie sind die Blicke unterteilt”)

——-Le Panopticon de Bentham est la figure architecturale de cette composition. („Das Panopticon von Bentham ist die architektonische Figur/Gestalt dieser Komposition/Zusammensetzung”)

——-Panopticon: an der Peripherie ein in Zellen , die auf beiden Seiten von Licht durchdrungen werden, unterteiltes Ringgebäude; in der Mitte ein von breiten Fenstern durchbrochener Turm.

——-Es genügt deshalb, einen Wächter im Turm aufzustellen und in jeder Zelle, einen Sträfling, einen Irren, einen Schüler, einen Kranken oder einen Arbeiter unterzubringen. So ist jeder Käfig ein kleines Theater, in dem jeder Schauspieler allein ist, vollkommen individualisiert und ständig sichtbar. La visibilité est un piège. (Die Sichtbarkeit ist eine Falle)

——-——-(geschlossener, parzellierter, lückenlos überwachter Raum)

——-Diese Anlage automatisiert und entindividualisiert die Macht, deren Prinzip weniger in einer Person als vielmehr in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken liegt.

…………………………..(Zitate und überarbeitete Fragmente von:.Michel Foucault, Surveiller et punir. Naissance de la prison. [„Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses”])

——-6 coblas unissonans

——-L’aur’amara von Arnaut Daniel ist die architektonische Figur dieser Komposition.

——-Coblas unissonans: eine in ein- bis sechssilbigen Verszeilen gegliederte Strophenform, deren einzelnen Strophen in sich ungereimt sind. Trotzdem spielen die Silben am Versende eine wesentliche Rolle bei der Verkettung der Strophen untereinander: die Reimklänge, die die einzelnen Verse der ersten Strophe beschliessen, tauchen in alle folgenden Strophen am selben Platz wieder auf.

——-——-(intime Unvereinbarkeit von Metrik und Syntax, von Klang und Sinn)

——-Die strenge Reimstruktur (dir strano e bello) der Canço L’aur’amara vom provenzalischen Troubadour Arnaut Daniel, wird im Stück in ein Gerüst von musikalischen Figuren der Rhetorik, die aus der Figurenlehre des Barocks abgeleitet sind, übersetzt. Die Zeit erstarrt zu einem Netz von undurchlässigen Zellen: die Vorkehrungen der Scheidewand und der Vertikalität; einer Ebene möglichst dichte Abschottungen. Jeder Klang ist an seinen Platz gebunden.

——-——-(dans un panoptisme où la vigilance des regards entrecroisés va bientôt rendre inutile l’aigle comme le soleil. – M. Foucault)

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——-Das Stück ist auf Anregung vom Trio Nexus (Berlin) geschrieben und ihm gewidmet.

José Luis Torá

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